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Die Ruinen des Hovenweep National Monument

Enjoy the silence − Am Morgen sind die Innenscheiben von Nanuq wieder mit Eissternen überzogen. Auch an der Decke und auf den Sitzen hat sich eine dünne Eisschicht gebildet. Ein Blick auf das Termometer zeigt es deutlich: –17° C (im Innern des Autos!). Das war denn auch unserem singenden Plüschelch aus Moab zuviel. Nach drei Tönen gibt er für immer Ruhe.

 

K-Bombe − Widerwillig kriechen wir aus den Schlafsäcken und schlüpfen in die kalten Kleider. Ohne Frühstück fahren wir los. In Bluff kaufen wir uns in einem Tankstellenshop ein paar süsse, donutähnliche Dinger. Sie sind weder geschmacklich noch in der Handhabung (klebrige Finger) herausragend. Aber sie geben uns zumindest ein Sättigungsgefühl. Wobei dieses wahrscheinlich mehr auf das schlechte Gewissen (ein Blick auf die Kalorienangaben genügt) als auf den tatsächlichen Nährwert zurückzuführen ist.

 

Eindringling − Bei Aneth biegen wir nach links ab, um zum Hovenweep National Monument zu gelangen. Entlang der Strasse stehen mehrere Ölpumpen des umstrittenen Aneth Oil Field.

Beim Hovenweep National Monument machen wir einen Rundgang um die Square Tower Anlage beim Little Ruin Canyon. Nach der Durchquerung des Canyons kommt man als erstes bei den Twin Towers und dem Rim Rock House vorbei. Weitere Ruinen verstecken sich etwas weiter unten im Gebüsch. Am anderen Ende des Canyons steht der Square Tower und auf der gegenüberliegenden Seite das Hovenweep Castle. Weitere Mauerteile gehören zum Unit Type House und dem Stronghold House. Obwohl der Loop Trail nur 2 Meilen (3.2 Km) lang ist, nehmen wir uns Zeit, um die verschieden Häuserreste zu begutachten. Leider macht unterwegs das kleine Objektiv (18-70 mm) schlapp. Es scheint als hätte sich ein Sandkorn im Gewinde verkeilt, welches nun das Zoom blockiert.

 

Rätsel − Hovenweeps Geschichte gleicht jener von anderen Ruinenanlagen im Südwesten der USA (z.B. der, des bereits besuchten Butler Wash oder jener von Mesa Verde, die wir im nächsten Kapitel behandeln werden). Auch hier zogen zuerst Jäger und Sammler durchs Land. Sie hielten sich je nach  Jahreszeit auf den Rücken der Mesas (Tafelberge) oder in den Tälern der Canyons auf. Später nachdem der Mais seinen Weg von Mexico hierher gefunden hat, liessen sich die Menschen nieder und wurden zu Farmern. Ende 1200 n. Chr. verliessen sie Ihre Behausungen und zogen fort. Forscher können über den Grund dazu nur spekulieren (s. Butler Wash und Mesa Verde). Ärchaologische Funde beweisen, dass die verschiedenen Siedlungen in der 4 Corner Area (Region wo sich die vier Staaten Arizona, Utah, Colorado und New Mexico berühren) kulturell und wirtschaftlich miteinander verbunden waren.

Speziell an Hovenweep sind die Türme, wovon die ersten Mitte des 12 Jh. entstanden. Sie zeugen von hochqualitativer Maurerarbeit. Die Bauarbeiter ebneten dazu nicht etwa den Grund, auf dem ihre Konstruktionen zu stehen kamen, sondern passten die Gebilde dem Gelände an. Die ersten Türme waren rund oder viereckig. Später entstanden auch ovale, rechteckige, D-förmige und mehrstöckige Gebäude. Die Funktion der Türme ist bis heute nicht geklärt. Immerhin, Theorien gibt es deren viele. Eine besagt, dass die Türme als Kalender für Saat- und Erntezeit benutzt wurden. Hovenweep Castel und Square Tower besitzen Öffnungen, durch welche genau an der Sommer- und Wintersonnenwende und and den Frühjahrs- und Herbst-Tag und Nachtgleichen die Sonne dringt. Weiter könnte man sich vorstellen, dass die Türme zur Verteidigung gegen Feinde, Lagerung der Ernte, Arbeits- oder Zeremonienräume gebraucht wurden.

Wir fahren zurück nach Aneth und von dort nach Cortez, Colorado. In der Nähe von Cortez liegt der Mesa Verde National Park, der die wohl bekanntesten Anasazi Ruinen des Landes beheimatet. Wir ahnen nicht, dass wir hier auf ein Ehepaar treffen, mit dem wir die nächsten drei Wochen mitsamt Weihnachten verbringen werden. Aber alles schön der Reihe nach...